Wednesday, July 12, 2006

Jan meldet sich zu Wort

Hallo alle zusammen.

Jetzt geht es also los. Die World Series of Poker 2006.

Jan

Voller Vorfreude und Erwartungen steige ich Montag morgens ins Taxi, auf dem Weg zum Münchener Flughafen (der Dank Herrn Stoiber immer näher an München heranrückt...).

Im Taxi fällt mir ein, dass ich nicht weiss, in welchem Terminal und mit welcher Airline wir überhaupt fliegen. Also rufe ich George an, der hat ja die Tickets gebucht. George klingt fit und freudig am Telefon. Und das, obwohl ich ihn geweckt habe, etwa zwei Stunden später als er geplant hatte. Fällt das Bügeln eben weg. Wir fliegen mit Air Canada, Terminal 2.

Der Flug ist recht ereignislos. Die Bildqualität des unscharfen Beamers im Flugzeug wird nur durch die miserable Tonqualität übertroffen. Aber ein unscharfer Film mit Mono-Klang ist immer noch besser als keiner. "Firewall" mit Harrison Ford. Ganz ok, man bekommt alles, was man erwartet, solange man dem guten alten Indiana Jones abnimmt, das er der Top-Security-Software-Programmierer einer Bank im Internet-Zeitalter ist. Obwohl er nur mit 2-Finger-Such-System tippt. Mmmh. Dann gab es noch "King Kong" (schon gesehen) und "Ice Age 2" (sehr witzig).

Bei der Zwischenlandung in Toronto, Canada, passiert es dann. Ich wusste, es wäre unvermeidlich. Vier Wochen World Series of Poker. Vier Wochen Gambling. Natürlich rechnet man als alter Hase damit. Gehört ja zum Spiel dazu. Aber so schnell?? Und dann noch in Toronto, Canada? Aber genau da ist er passiert. Der erste Bad Beat. George und ich haben traditionsgemäß einen 10er darauf gewettet, wessen Gepäckstück als erstes gesichtet wird. Wir kommen am Gepäckband an und warten. Es stehen schon ein paar Leute drum rum, einige Gepäckstücke wurden schon vom Band genommen. Wir bleiben natürlich zusammen stehen und warten. Und der große Koffer von George kommt tatsächlich als erster. Wie jetzt?? Das kann überhaupt nicht sein. Wir machen jetzt schon die 5. Reise zusammen und George hat noch NIE bei diesem Spiel gewonnen!? Ähnlich, wie er noch nie beim Backgammon gewonnen hat. Wie kann das sein? Ein schlechtes Omen für den weiteren Verlauf? Wird er ab jetzt etwa eine Chance haben, bei den vielen kleinen Prop-Bets und Wetten?? Wird er - oh Graus - etwa auch als Erster von uns ein Bracelet gewinnen??

Doch das Mysterium klärt sich schnell auf. Natürlich kam mein Koffer als erster vom Band. Er stand schon länger unter den anderen Gepäckstücken neben uns. Und ich wollte doch noch kurz schauen... Naja, Bad Beat, gehört eben zum Spiel dazu. Man (Jan) weiß ja, dass man langfristig nur gewinnen kann. Das nächste Mal eben wieder Augen auf.

In Toronto haben wir 4 Stunden Aufenthalt, können uns aber schon durch den furchtbar langsamen und irritierenden Amerikanischen Zoll schlängeln. Leibesvisitationen, Fingerabdrücke, Fotos und viele Fragen von einer mürrischen Zollbeamtin. "Where are you going? - Las Vegas". "Purpose of your trip? - Fun". "Why are you staying four weeks? - Lots of fun". "Profession? - Student". Mann, Mann, Mann.

Später im Café am Flughafen essen wir was, einen guten, kanadischen Burger. Wir treffen Andreas, den Geschäftsführer einer deutschen Software-Firma. Wir unterhalten uns nett über Poker, Software, Weltmeisterschaft (WELTMEISTER DER HERZEN ! ! !) und das Leben on the road. Er hat Interesse daran, uns für einen Poker-Vortrag zu engagieren. So langsam kommt auch das ins Rollen. Nach meinem Workshop an der WHU hat Nokia schon angefragt, für eine Veranstaltung in Helsinki. Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt.

Nachdem Andreas uns verlässt um seinen Flug zu erwischen, mache ich George noch kurz im Backgammon platt. 13 Punkte a 10 Euro. Geht doch.

Der Flug nach Las Vegas verläuft ganz nett. Die Stewardess ist furchtbar süß, lächelt mich nett an und flirtet mit mir. Ich bilde mir kurz ein, dass sie das NICHT mit jedem tut und schlafe dann noch ein bisschen.

In Las Vegas angekommen holen wir kurz unser Gepäck (+10 Euro, alles wieder im Lot) und fahren mit einem Towncar zum Hotel. Der schicke Lexus kostet zwar 10 Dollar mehr, als ein Taxi, aber der Fahrer war nett. Ausserdem sind wir ja hier, um ordentlich auf den Putz zu hauen, ein paar Millionen und einige Bracelets zu gewinnen und auf großem Fuß zu leben. Was sind da schon 10 Dollar? Die Fahrt in unser kleines, dreckiges Billig-Hotel (bloß nicht größenwahnsinnig werden...) abseits vom Strip dauert 20 Minuten.

Kurz einchecken, Sachen aufs Hotelzimmer werfen, Zähne putzen und ab ins Rio, zocken!

Das Hotel liegt 300 Meter gegenüber vom Rio, so dass wir kurz durch die warme Wüstennacht laufen. Und dann noch ca. gefühlte 250 Kilometer durch das über-klimatisierte Rio All Suites Hotel and Casino. In Wirklichkeit sind es tatsächlich sicherlich 800 Meter bis zur WSOP-Area.

Zwei Fußballfelder mit Pokertischen voll sind immer wieder ein seltsam erhebender Anblick. Es laufen noch die letzten paar Minuten des heutigen Turniers, als wir ankommen.

Und jetzt geht es los. Unser WSOP 2006 Abenteuer kann beginnen. Zum Warmspielen setzen wir uns erstmal an einen Satellite. Neun Gegner und ich bezahlen je 325 Dollar, der Gewinner erhält 3120 Dollar.
Das Niveau ist wie erwartet sehr schlecht. Außer zwei anderen am Tisch machen alle sehr viele Fehler, spielen in den ersten Runden zu aggressiv und werden dann später, als die Blinds hochgehen, zu vorsichtig.

Nach einem gewonnenen Coin-Flip übernehme ich das Kommando und etwa zwei Stunden nach Betreten des Poker Rooms habe ich mein erstes Satelliten-Turnier gesplittet und bin 1400 Dollar vorne. Easy Shit.

George hat sich gerade noch an einen 1000er Satellite gesetzt und braucht sicherlich noch etwas länger. Also gehe ich rüber zu den Cash-Games und spiele ein bisschen NLHE, blinds 2-5.

Wir spielen die ganze Nacht durch, bis morgens um 9 Uhr oder so, essen am hervorragenden Buffet im Rio und gehen dann ein Telefon kaufen. Anschließend lasse ich George am Bellagio aus dem Taxi und fahre wieder zum Rio zurück. George will das 1000er Turnier im Bellagio spielen, ich fühle mich zu müde und will lieber Cash Game oder Satellites spielen.

Mache ich auch, im Rio. Meinen zweiten Sat splitte ich auch, diesmal für 1300. Das Niveau war noch schlechter als im ersten.

Danach spiele ich wieder 2-5 NLHE, bis um 20 Uhr.

Beim Verlassen des Poker Rooms kommt man an mehreren Ständen vorbei. CardPlayer, Bodog, UltimateBet, etc. Vor jedem stehen wunderschöne Mädels, die die müden Pokerspieler an ihren Stand locken wollen.
Ich werde direkt angesprochen, mit den WOrten: "Have you been to the club yet?" War ich natürlich nicht, bin ja gerade erst 20 Stunden hier. Also zieht mich das Mädel zum Stand und erzählt mir alles über den Club. Der "Saphire Gentlemans Club" (sprich: Strip-Club) muss das Tollste sein, was diese Welt je gesehen hat. Zumindest wenn man dem Mädel (Bühnenname: Fawn) trauen darf. Und ich habe absolut keine Veranlassung, ihr nicht zu trauen, denn sie sagt mir lächelnd ins Gesicht, dass ich "absolutely gorgeous" bin. Nach ca. 20 Stunden Reise, 20 Stunden durchpokern. Schon klar.
Ich schleppe mich ins Hotel. George schreckt von der Couch hoch, auf der er eingeschlafen war und schwankt ins Bett. Ich schalte den Fernseher wieder an und lasse mich auf die Couch fallen. Mitten in der Nacht schaffe ich es dann doch noch, mich ins Bett zu schleifen.

Soweit so gut. Vegas, eben.

Jan.

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